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 Der Ablauf des Festes

Über den Ablauf des Festes sind wir gut unterrichtet, vor allem durch die zahlreichen Berichte der Polizeispitzel. Einer aus Mainz wurde sogar erkannt, verprügelt und eingesperrt. Junge Leute stimmten ein Lied an, das „zum Refrain hatte: ‚Nun kommt der Völker Schmaus, Fürsten zum Land hinaus …‘“ Advokaten und Prediger wurden als die eifrigsten Teilnehmer gemeldet, es „bedürfe nur eines Winks der Anführer und Alles sei zum gewaffneten Widerstande bereit, man sei völlig gefaßt darauf … Der berüchtigte Boerne und Harro Harring“ – 1818/19 wahrscheinlich Kieler und sicher Dresdner Burschenschafter – „waren auch anwesend“.

In Gasthäusern und Tanzsälen „ist der Teufel los“. Devotionalien von eigens komponierten Musikstücken bis hin zum schwarz-rot-goldenen Bonbonpapier werden angeboten und finden reißenden Absatz. Im Schießhaus, einer Wirtschaft vor der Stadt, sammelt sich ein großer Teil der bekannteren Gäste. Wirth bemerkt in der von ihm herausgegebenen Festbeschreibung „Das Nationalfest der Deutschen zu Hambach“, man habe Vertreter aller deutschen Stämme dort gesehen, „und unter Ihnen die in Deutschland am höchsten stehenden Namen. Es war ein großer, schöner Moment, wo alte Freunde einander wiedersahen, wo neue Freundschaften geschlossen wurden, und wo vor allem die Brüderstämme der Deutschen … mit Begeisterung sich umschlangen und die großen Interessen des gemeinsamen Vaterlandes … lebhaft verhandelten“: aus der Pariser Emigration war der Schriftsteller Ludwig Börne gekommen, der nordfriesische Revolutionsdichter Harro Harring und der Advokat und Publizist Jacob Venedey (1805-1871) – alte Bonner und Heidelberger Burschenschaft sowie Germania Jena – waren erschienen. Besonders stürmisch gefeiert wurden Karl Heinrich Brüggemann (1810-1887), Mitglied der Bonner Burschenschaft Germania, Heidelberger Fäßlianer und Mitglied der dortigen alten Burschenschaft Franconia, und der Jenaer, Münchner und Heidelberger Burschenschafter Gustav Peter Körner (1809-1896), im nächsten Frühjahr ein Führer der Wachenstürmer, später Vizegouverneur von Illinois und US-Gesandter in Madrid. Beide sprachen für die anwesenden Studenten. Allein über dreihundert Heidelberger Burschenschafter waren am 25. Mai „im langen Zug gekommen, vor sich eine große Schwarz-Roth-Goldene Fahne hertragend“.

Sie stellten nur eine, wenn auch sehr aktive und auf Grund ihrer Bänder und Mützen besonders auffallende Minderheit, als das Fest am Abend des 26. Mai begann. Glocken läuteten, Böller erdröhnten und auf den höchsten Gipfeln des Haardtgebirges erleuchteten Freudenfeuer die Nacht bis zum nächsten Morgen.