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Wirths Rede wird von den Regierungen als direkte Aufforderung zu Revolution und Umsturz gewertet. Zumindest viele der anwesenden Burschenschafter sehen es so, einer der Samen des elf Monate später stattfindenden Frankfurter Wachensturms ist hier gelegt worden. Die Studenten jubelten, als Wirth nach seiner Rede wegen seines Kampfes für die Pressefreiheit ein eigens angefertigtes Schwert überreicht wird, in dessen Klinge „Dem Wirth/Deutsche in Frankfurt“ und der leicht veränderte burschenschaftliche Wahlspruch „Vaterland – Ehre – Freiheit“ eingraviert ist.

Mit den Reden und Feierlichkeiten auf dem Hambacher Schloß war das Fest nicht zu Ende. An den nächsten Tagen hielten sich noch Tausende in und um Neustadt auf, die Fahnen wurden erst am 1. Juni eingeholt. Am Montagvormittag, am 28. Mai, trafen sich im Schießhaus fünfhundert führende Demokraten, darunter zahlreiche ehemalige Burschenschafter. Das Treffen ist weder in der Festbeschreibung erwähnt noch melden es alle Agenten. „Der spezielle Gegenstand, welcher hier im Schießhause verhandelt wurde, bestand aber darin, daß die Redner darauf drangen, es sollten die einzelnen deutschen Stämme jeder einen Mann aus seiner Mitte wählen, welcher das Vertrauen seiner Mitbürger genieße.“ Die Gewählten sollten einen „National-Konvent“ bilden, die Radikalen verlangten die Bestimmung eines Tages, an dem „losgeschlagen“ werden sollte. Schließlich verständigte man sich auf den Ausbau des Preßvereins, der zu einem Nationalkomitee werden sollte, einer „National-Repräsentation“, die dem Bundestag der Fürsten als Volksvertretung bei- oder übergeordnet wird. Brüggemann äußerte Bedenken, Venedey erschien die Debatte absurd: man solle jeden Gedanken an Legalität abtun, solle das Gesetz der Fürsten brechen und sich das Recht zum gewaltsamen Umsturz auf ungesetzlichem Wege nehmen. Ein Ergebnis zeichnete sich nicht ab, die Versammlung endete chaotisch, eine revolutionäre Aktion wird nicht gestartet. Schließlich setzte man sich im kleinen Kreis nochmals zusammen. Der Preß- und Vaterlandsverein wird in „Deutscher Reformverein“ umbenannt, soll die politischen Ergebnisse der Hambacher Volksversammlung auswerten und die liberalen Ideen weiterentwickeln und verbreiten. Dazu kam es nicht, denn die Polizei entdeckte bei Siebenpfeiffer ein Programm mit Forderungen wie Volksbewaffnung, Volkssouveränität und Völkerbund. Er und Wirth wurden verhaftet, angeklagt und im Aufsehen erregenden Landauer „Assisenprozeß“ verurteilt, beiden gelingt die Flucht in die Schweiz.