Menü Schließen

 Doch die meisten Studenten kehrten wieder an die Universitäten zurück, wo sie ihre Traditionen neu aufleben ließen. Die Studentenverbindungen – auch die eigentlich unpolitischen – bekannten sich weiterhin zu konservativen und nationalen Ideen und hatten einen Zulauf wie nie zuvor. Ein Teil ihrer Mitglieder lehnte – wie ein Großteil der Bevölkerung – die neue Republik ab. Dabei waren nach wie vor „Alte Herren“ in der Führungselite vertreten, etwa die Reichskanzler Gustav Stresemann, Heinrich Brüning und Wilhelm Marx. Doch viele „Aktive“ waren überzeugt, dass Deutschland das „Chaos“ der Weimarer Demokratie und die durch das „Versailler Diktat“ erzwungenen „Demütigungen“ überwinden müsse, um sich vom Weltkrieg wieder erholen zu können.

Der Weg dorthin blieb umstritten. Verbindungen bildeten keine Parteien und schlossen sich insgesamt keiner Parteilinie an. Parteipolitische Aktivitäten blieben Sache des Einzelnen. Aber ein großer Teil propagierte von nun an die republikfeindliche Konservative Revolution. Davon traten viele später der Partei Hitlers, der NSDAP bei.
1920 beschloß die „Deutsche Burschenschaft“ auf dem Eisenacher Burschentag den Ausschluß aller Juden und mit Juden Verheirateten. Dieser „Rassenstandpunkt“ wurde nun zur Prestigefrage auch für andere Dachverbände, die in der Kaiserzeit noch tolerante Aufnahmebedingungen hatten (u.a. Kyffhäuserbund, Deutsche Landsmannschaft, Vertreter-Convent der deutschen Turnerschaften, katholischer Cartellverband). Damit übernahmen viele Verbindungen eine Vorreiterrolle bei der Ausgrenzung der Juden aus dem akademischen und sonstigen öffentlichen Leben.
1921 beschlossen schlagende und nichtschlagende Studentenverbindungen das Erlanger Verbände- und Ehrenabkommen. Dieses bot erstmals eine Basis zur Beilegung von Streit zwischen diesen Gruppen.
Die 1930-Jahre waren dann von immer stärkerer Auseinandersetzung mit und Angleichung an die Ideen des konkurrierenden „Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes“ (NSDStB) geprägt.

 2.8.  Drittes Reich

Hitlers Machtergreifung wurde von vielen Studenten begeistert begrüßt, auch wenn sie nicht zur NSDAP gehörten. Die ersten Gewaltmaßnahmen gegen Kommunisten, Sozialdemokraten und Juden wurden von vielen Verbindungen gutgeheißen.
Die neuen Machthaber gaben vor, sogenannte „Arbeiter der Stirn“ (Akademiker) und „Arbeiter der Faust“ (Arbeiter) gleichrangig zu behandeln. Ab 1934 wurde unübersehbar, daß sie Studentenorganisationen nicht von der Gleichschaltungspolitik ausnehmen würden.
Die NSDAP bemühte sich schon früh um studentische und akademische Mitglieder, die ihr auch zuströmten. 1926 hatte sie dazu den Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund (NSDStB) gegründet. Dieser organisierte seine Mitglieder in örtlichen „Kameradschaften“ und strebte ihre Kasernierung in einem jeweils zu schaffenden „Kameradschaftshaus“ an. Dieses Ziel wurde nun auf alle Studenten übertragen. Traditionelle Organisationsformen wurden als „reaktionär“, „spießig“ und „ewiggestrig“ denunziert.