1.2. Bursen
Die frühen Universitäten hatten Wohnungen für Magister (Lehrer) und Scholaren (Schüler). In diesen hospicia oder Collegien wurden auch die Vorlesungen gehalten. Daraus entwickelten sich Wohn-, Ess- und Lehrgemeinschaften unter der Leitung eines Magisters. Diese Bursen hatten eine gemeinsame Kasse (lateinisch bursa), aus der der gemeinsame Lebensunterhalt bestritten wurde. Zu Anfangs waren die Bursen nur für arme Studenten gedacht, denen ein Stipendium (Bursen genannt) gewährt wurde, später durften die Collegien auch Studenten aufnehmen, die ihre Burse selbst bezahlten.
Neue Bursenmitglieder mussten sich einer rituellen Deposition unterziehen: Während dieser Aufnahmefrist durfte man sie misshandeln, sie mussten ein Eintrittsgeld an die Burse zahlen oder die älteren Semester eine Weile aushalten. Die Kleidung der in der Burse wohnenden Studenten (collegiati, bursati oder bursarii genannt, hieraus entwickelte sich der heutige Begriff des Burschen) war genau nach Farbe, Stoff und Schnitt vorgeschrieben, hieraus entwickelte sich das heutige Couleur.
1.3. Die alten Landsmannschaften
Im 15. und 16. Jahrhundert gerieten die Universitäten immer mehr unter den Einfluss, die Finanzierung und Kontrolle der Landesfürsten. Nun bildeten sich vermehrt private Studentenzirkel, die nur der gemeinsamen Geselligkeit und der Unterstützung in Notzeiten dienten. Sie waren ebenfalls landsmannschaftlich organisiert, aber kein Teil der Universität mehr. Die Studenten knüpften an bestehende Traditionen an und nannten ihre Zusammenschlüsse auch „Nationen“ oder „Landsmannschaften“ und ihre Mitglieder „Burschen“ (abgeleitet von „Burse“). Die Deposition wurde auf einen formalen Aufnahmeakt bei der Immatrikulation reduziert. Einige Quellen schildern, dass zu dieser Zeit zum ersten Mal der Begriff (Schul-)“Fuchs“ als Bezeichnung für ehemalige Gymnasiasten auftaucht, die neu an die Universität kamen.
Im 17. Jahrhundert wurde daraus der „Pennalismus“: Die Studienanfänger („Pennäler“) wurden nun oft ein Jahr lang augebeutet und mussten die älteren Semester bedienen. Die Universitäten bekämpften diesen Brauch und die Landsmannschaften mehr oder weniger energisch. Dennoch konnten sie sich bis ins 18. Jahrhundert hinein halten.
Gegen Ende des Jahrhunderts verloren die Landsmannschaften zunehmend an Bedeutung, teilweise konstituierten sie sich nur noch zu besonderen Anlässen wie Universitätsfeiern, an denen die Studenten dann in landsmannschaftlichen Gruppen mit bunten Fahnen und Kleidern teilnahmen. Die Zugehörigkeit zu einer Landsmannschaft endete mit dem Studienabschluss. Einen Lebensbund gab es noch nicht.