Vorbereitungen
Im Frühjahr 1832 wurde in Weinheim nicht nur ein „Fest der freien Presse“ gefeiert, das Siebenpfeiffer und Wirth ausrichteten und an dem auch zahlreiche Heidelberger Burschenschafter teilnahmen, sondern auch ein Fest zur Feier der regierungsseitig vielfach gebrochenen bayerischen Verfassung auf der Feste Hambach geplant, deren Jahrestag der 26. Mai war. Es wurde vor allem durch Siebenpfeiffer zu einem Fest gegen die Regierung umfunktioniert. Unter dem Titel „Der Deutschen Mai“, angelehnt „an die Maiversammlungen der Franken [Franzosen, H. L.] und an die Maiverfassung der Polen“, richtete er einen Aufruf an „alle deutschen Stämme“: „Auf, ihr deutschen Männer und Jünglinge jedes Standes, welchen der heilige Funke des Vaterlandes und der Freiheit die Brust durchglüht, strömet herbei! Deutsche Frauen und Jungfrauen, deren politische Mißachtung in der europäischen Ordnung ein Fehler und ein Flecken ist, schmücket und belebet die Versammlung durch eure Gegenwart! Kommet Alle herbei zu friedlicher Besprechung, inniger Erkennung, entschlossener Verbrüderung für die großen Interessen, denen ihr eure Liebe, denen ihr eure Kraft geweiht.“ Mit diesen Worten traf Siebenpfeiffer genau den Geist der Zeit. Das Echo auf den Aufruf war enorm und überraschte die Initiatoren. Der Jenaer Burschenschafter Hermann von der Hude (1811-1858) schrieb am 18. Juni an seinen Bundesbruder Maximilian Heinrich Rüder (1808-1880) in Eutin: „Wie wir nach Hambach zogen, trugen die meisten von uns den festen Glauben in sich, jetzt ihr Leben für die heilige Sache des Vaterlandes aufopfern zu müssen.“ Aber auch die Regierung wurde aufmerksam und verbot am 6. Mai 1832 das Fest, was allgemeine Empörung auslöste. Sie wurde so stark, daß das Verbot am 17. Mai wieder aufgehoben werden mußte. Überall bereitete man sich auf das Fest vor. Es diente der Herstellung politischer Öffentlichkeit und wurde als wichtige Kommunikationsmöglichkeit begriffen. Hier konnten nationale Reden gehalten und Lieder gesungen werden, hier war die Verbreitung liberaler Ideen möglich, hier konnte die nationale Einheit propagiert und damit verbundene politische Aufbruchshoffnungen geweckt und geschürt werden. Soziale und regionale Grenzen wurden im Zeichen der Nation aufgebrochen, im Fest wurde die Nationsbildung zu einem Massenerlebnis. Und das nicht nur in Hambach. Die Daheimgebliebenen setzten eigene Freiheitsbäume mit schwarz-rot-goldenen Bändern und Fahnen. In Homburg wurden Regierung und Bürgermeister bedroht, als sie den Baum entfernen wollten. Im Landkommissariat Pirmasens wurden 26 Bäume gesetzt, über 230 werden der Regierung von ihren Beamten innerhalb weniger Tage gemeldet. Aus allen Himmelsrichtungen strömten die Festbesucher zusammen, aus Baden und Hessen kommen sie, Polen und Franzosen nehmen teil. „Man bemerkte insbesondere Bürger aus Straßburg, Colmar, Paris, Metz, Weißenburg, Manchester, Konstanz, Heidelberg, Karlsruhe, Freiburg, Mannheim, Marburg, Tübingen, Würzburg, Jena, Göttingen, Stralsund, Coburg, München, Frankfurt, Nürnberg …“ Dreißigtausend Menschen finden sich im nur sechstausend Einwohner zählenden Neustadt a. d. Haardt ein: „Von Viertelstunde zu Viertelstunde langten neue Züge von Patrioten an, die meisten auf offenen mit Eichenlaub bekränzten Wagen, auf denen die deutsche Fahne wehte“. In Hambach setzte sich Schwarz-Rot-Gold als die deutsche Trikolore durch, schwarz-rot-goldene Kokarden, Schärpen, Fahnen und Bänder waren künftig das Zeichen nationaler Freiheit und Einheit. Einige Fahnen haben sich erhalten, eine hängt heute etwa im Plenarsaal des rheinland-pfälzischen Landtags in Mainz, eine andere im Großen Sitzungssaal des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe.